Vater hält Baby auf dem Arm.

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Stuhlfarbkarte wird Teil des Kinderuntersuchungsheftes

08.08.2023

Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt bieten die Chance, mögliche Gesundheitsstörungen oder Auffälligkeiten in der Entwicklung des Kindes frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln. Im Kinderuntersuchungsheft, dem sogenannten Gelben Heft, werden diese U-Untersuchungen U1 bis U9 sowie spezielle Früherkennungsuntersuchungen wie zum Beispiel das Neugeborenen-Hörscreening dokumentiert.

Künftig soll noch besser dazu beigetragen werden, dass eine bestimmte seltene Lebererkrankung – ein Gallengangverschluss – möglichst schnell erkannt wird. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat deshalb im Mai beschlossen, das Gelbe Heft um eine Stuhlfarbkarte zu ergänzen, die Hinweise auf einen möglichen Gallengangverschluss geben kann. Der Beschluss ist mittlerweile in Kraft getreten. Nach Einschätzung des G-BA können die neuen, um die Stuhlfarbkarte erweiterten Gelben Hefte voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres ausgegeben werden und damit bundesweit bei allen Neugeborenen zum Einsatz kommen. Zudem sollen künftig Eltern bei der U2 (zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag) und der U3 (zwischen der vierten und fünften Lebenswoche) von der Kinderärztin oder dem Kinderarzt über diese Erkrankung aufgeklärt werden. Bei einer auffällig blassen Stuhlfarbe ihres Babys sollten sich Eltern an ihre Kinderärztin oder ihren Kinderarzt wenden und dies abklären lassen.

Ein Gallengangverschluss (Gallengangatresie) tritt vor allem bei Neugeborenen auf. Von 20.000 Neugeborenen ist laut G-BA eines betroffen. Durch den Verschluss der Gallengänge staut sich die Gallenflüssigkeit. Der Verschluss führt unbehandelt im zweiten oder dritten Lebensjahr zu einem tödlichen Leberversagen. Im Krankheitsfall treten die Symptome bereits in den ersten Lebenswochen auf. Zu den typischen Symptomen zählen neben einer anhaltenden Gelbsucht auch eine blasse Stuhlfarbe. Bestätigt sich ein Gallengangverschluss, kann durch eine frühzeitige Operation die Leber deutlich länger erhalten und eine Lebertransplantation zeitlich hinausgezögert werden.

Die Neuerung geht zurück auf ein gemeinsames Projekt der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Techniker Krankenkasse (TK) Niedersachsen. Die MHH ist das größte Behandlungszentrum für Kinder mit Gallengangverschluss in Deutschland, eines der drei größten in Europa und gleichzeitig Standort eines Patientenregisters. Die MHH und die TK Niedersachsen sind schon seit 2014 für eine frühe Diagnose des Gallengangverschlusses aktiv. Seit Ende 2016 werden alle Geburtskliniken in Niedersachsen mit Stuhlkarten zur Früherkennung versorgt. Die Stuhlfarbkarte wurde 2021 digitalisiert und steht seitdem auch als App „Lebercheck für Babys“ bundesweit allen Eltern zur Verfügung.